Ein Volksfest als Feldtest

Bild 1 | Jedes Jahr ein Publikumsmagnet: der Cannstatter Wasen in Stuttgart
Bild 1 | Jedes Jahr ein Publikumsmagnet: der Cannstatter Wasen in Stuttgart
Bild 5 | Die mobile Messbox erlaubt dank offener Schnittstellen viele 
Möglichkeiten zur Auswertung und Dokumentation. Hier wird ein 
Lastgang direkt am Notebook sichtbar gemacht.
Bild 5 | Die mobile Messbox erlaubt dank offener Schnittstellen viele Möglichkeiten zur Auswertung und Dokumentation. Hier wird ein Lastgang direkt am Notebook sichtbar gemacht.Bild: Martin Witzsch

Mehrwert Messdaten

Messdaten eröffnen der Stuttgart Netze ein neues Geschäftsfeld, denn detaillierte Lastprofile sind für Großabnehmer ein echter Mehrwert. Ralf Schwollius kann bereits erste Erfolge vermelden: „Die Bierzeltbetreiber haben uns mit der Datenerfassung beauftragt und bezahlen diese auch.“ Da die Zelte und großen Fahrgeschäfte ohnehin einen eigenen Kabelverteiler und damit einen eigenen Abgang in der Umspannstation benötigen, kann die Stuttgart Netze ihnen diesen Service bieten. Zudem erleichtern die Messdaten den Beteiligten, kritische Situationen zu analysieren. Gemeinsam lassen sich so Strategien entwickeln, um Großverbraucher auch zukünftig sicher zu versorgen. Ralf Schwollius erwähnt noch einen weiteren finanziellen Aspekt: „Die Bundesnetzagentur hat für die Netzbetreiber ein Ranking eingeführt, um Ausfallzeiten zu bewerten. Stehen Netzteile und Betriebsmittel (berechnet nach durchschnittlicher Verfügbarkeit aller Betriebsmittel) nicht zur Verfügung, werden Penalties, d. h. Strafen, erhoben.“ Ein weiterer guter Grund für die Investitionen in die Messtechnik.

Überraschende Erkenntnisse

Für die umfassende Auswertung der Daten waren etliche Wochen angesetzt. Doch bereits die ersten Profile lieferten überraschende Erkenntnisse. Christian Seiz, Mitarbeiter im Auftragszentrum der Stuttgart Netze, kommentiert das Lastprofil eines Bierzelts: „Aufgrund der Schleppzeigerinstrumente hatten wir nur kurze Peaks erwartet. Die genaue Historie vermittelt ein anderes Bild. Die Lastspitzen halten wesentlich länger an.“ Die Aufzeichnung stammt von einem Samstag. Zur Interpretation ist ein Blick auf den Tagesablauf nötig. Am Wochenende öffnet der Wasen um 11:00 Uhr. Das Zelt füllt sich rasch. Zwischen 16:00 Uhr und 17:00 Uhr wird das Zelt einmal komplett geschlossen und gereinigt. Am Abend ist es von 17:00 Uhr bis 23:00 Uhr geöffnet. Auf dem Screenshot ist sehr klar zu erkennen, wie die Last bei Dienstbeginn um 07:00 Uhr schlagartig einsetzt und dann kontinuierlich steigt. Eine weitere Flanke um 11:00 Uhr signalisiert den Einlass. Der starke und lang anhaltende Anstieg ist wohl der Bierkühlung geschuldet. Nachdem die Gäste mit der ersten Runde Bier versorgt sind, stabilisiert sich der Verbrauch auf hohem Niveau. Die „Bierkühlungsspitze“ tritt erneut um 17:00 Uhr auf. Bemerkenswert auch, wie der Verbrauch im Lauf des Abends deutlich sinkt, obwohl das Zelt an einem Samstag sicherlich gut besucht war. Interessant ist auch die Aufzeichnung von einem der großen Fahrgeschäfte „Top Spin“, das eine Pendel- mit einer Drehbewegung kombiniert. Ein Screenshot zeigt deutlich die schnellen Lastwechsel während einer Fahrt sowie die Blindströme. Zudem lässt sich der starke Besucherandrang erkennen. Nur in der Mittagsstunde ließ der Ansturm kurz etwas nach. Christian Seiz resümiert: “ Stuttgart Netze und die Betreiber der Fahrgeschäfte und Bierzelte profitieren von den Daten gleichermaßen. Drohende Engpässe lassen sich genauso erkennen, wie mögliche technische Probleme. Sogar schleichende Veränderungen lassen sich frühzeitig ausmachen.“ So können die Stuttgart Netze einen zusätzlichen Service generieren. Zielgruppe sind Kunden, die den Aufwand für eigene Messungen scheuen. Sie können bei Stuttgart Netze neben den Daten auch eine qualifizierte Interpretation erhalten.

www.janitza.de

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