„Kein Erfolg ohne Mindset-Wechsel“

Die SDV-Working Group hat vor gut einem Jahr ihre Arbeit aufgenommen. Was hat sich seitdem getan und wie ordnen Sie Ihre Arbeit im Vergleich zu anderen Initiativen ein?

Der große Unterschied in unserer Herangehensweise ist, dass unser Motto ‚Code first‘ lautet. In den vergangenen zwölf Monaten haben wir Software von unseren Partnerfirmen ‚eingesammelt‘. Rund 20 Projekte haben unsere Mitglieder beigetragen, darunter Projekte von der Cariad, ZF oder Continental. Diese große Vielfalt möchten wir zu einem sinnvollen Ganzen zusammenführen. Und da wir auf der grünen Wiese gestartet sind, brauchen wir natürlich Zeit, um Strukturen zu schaffen und die Projekte am Ende in einen nutzbaren Software-Stack umzuwandeln.

Warum ist der Open Source-Ansatz ein Schlüssel dafür?

Der große Vorteil von Open Source, insbesondere im Rahmen einer Foundation ist, dass Governance-Modelle bereits festgelegt sind. Somit entfallen längere rechtliche Prüfverfahren und Unternehmen müssen im Grunde nur zustimmen bzw. ablehnen. Wir als Eclipse Foundation arbeiten mit einer neutralen Governance. Kein Projektpartner hat mehr Rechte als der andere. Unsere Prinzipien lauten:

  • Offenheit: Jeder kann mitmachen, so lange er sich an das Regelwerk hält.
  • Transparenz: Alle Entscheidungen werden transparent kommuniziert.
  • Vendor-Neutralität: Es gibt keine ausgezeichneten Rollen. Wir arbeiten nach dem Prinzip der Meritokratie. Wer sich also am meisten einbringt, erhält mehr Verantwortung.

Es gibt aber noch einen anderen Aspekt: Wir haben vor einiger Zeit eine Kooperation mit der Initiative 42 bekanntgegeben. Dabei geht es um die Ausbildung von Entwicklern – und zwar nicht in der klassischen Hörsaal-Situation, sondern durch ein Peer-to-Peer-Training. Betrachtet man etwa den Cloud- oder KI-Markt, können Entwickler von Beginn an mit der Software arbeiten, die sie später im Berufsalltag nutzen. In der Automobilindustrie geht das nicht, da es Stand heute keine Software gibt, die problemlos in der Ausbildung einsetzbar wäre. Der Open Source-Ansatz macht jedoch genau das möglich: Jeder Interessierte kann sich mit einbringen. Entwickler können gleich zu Beginn ihrer Karriere mit relevanten Softwareteilen arbeiten und Firmen erhalten Fachkräfte, die bereits Erfahrung haben und sich direkt einsetzen lassen.

Was sind Ihrer Ansicht nach die größten Hürden auf dem Weg zum SDV und wie könnten sich diese adressieren lassen?

Eine der größten Herausforderungen ist das Mindset: Automobilunternehmen waren und sind stark darin, Hardware herzustellen. Software war lange Zeit nur Beiwerk und nach der Auslieferung eines Pkws mehr oder weniger konstant. Die Möglichkeit, Endkunden-relevante Features in Software abzubilden, wurde daher etwas verschlafen. Hier muss ein Kulturwandel stattfinden. Und ich glaube, dass wir brilliante Technologien haben können, ich glaube allerdings auch, dass wir ohne diesen Mindset-Wechsel nicht erfolgreich sein können. Mit unseren Kollaborationsmodellen wollen wir dazu einen Beitrag leisten.

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