Automation for the People!?

Marie-Sophie Maier: Wir stehen gerade an einer Sollbruchstelle. Die Unterschiede in der Wertschöpfung zwischen einer konventionellen Fertigungsstrategie und einer intelligenten ‚Robotic Process Automation‘ sind so signifikant, dass wir jetzt schon von Verlierern und Gewinnern sprechen könnten. Die Frage ist schon lange nicht mehr, ob die neue Ära der Automation sich auf ein Unternehmen auswirken wird, sondern wann. Also wann, wenn nicht jetzt?

Sehen Sie hier in Europa die internationale Spitzenposition der Branche in Gefahr?

Dirk Wember: Vor 20 Jahren war Offshoring eine Antwort auf die Globalisierung. Die Vorteile von Niedriglohnländern mit vielen Arbeitskräften waren verlockend. Jetzt beobachten wir eine Renaissance der Produktion vor der Haustüre. Eine Verlagerung der Produktion funktioniert in den allermeisten Fällen in unserer Hightech-Branche nicht. Deshalb haben wir schon vor 35 Jahren voll auf Digitalisierung gesetzt. Die eigene Multigrind Software war die logische Konsequenz. Dazu die gute Nachricht: Eine vollautomatisierte Just-in-Time Produktion vor Ort lohnt sich gewaltig. Heute überflügeln wir das Offshoring mit links. Wir sind produktiver, schneller, günstiger und vor allem viel präziser. Wir haben hier in Europa auch keine Alternative. Die schlechte Nachricht: Diese Entwicklung bleibt auch in Asien nicht unbemerkt.

Die Lösung sehen Sie in Trossingen in einer digitalen Transformation. Was sind hier die größten Hindernisse?

Marie-Sophie Maier: Es gibt irrationale Vorbehalte und rationale Hindernisse, ich beginne mal mit den Hindernissen. Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, dass nicht wenige fertigende Unternehmen versäumt haben, ihre Prozesse zu standardisieren und zu dokumentieren. Das ist zwingend notwendig, bevor ich automatisiere. Es reicht also nicht sich eine Multigrind Radical in die Produktionshalle zu stellen und zu erwarten, dass damit bereits die bevorstehende Zukunft Einzug hält. Das ist wie früher mit den Hausaufgaben, die müssen halt gemacht werden. Aber keine Angst, wir zeigen unseren Kunden wie es geht!

Jetzt bin ich gespannt, auf welche irrationalen Vorbehalte sie treffen. Denen zu begegnen ist ja oft schwieriger, weil sie weniger fassbar sind…

Marie-Sophie Maier: ‚Irrationale Vorbehalte‘ klingt erst mal als Bewertung ziemlich hart. Das sind Bedenken, die wir ernst nehmen und für die wir Antworten suchen. Wir sprechen bei der Intelligent Automation 4.0 ja von einem disruptiven Wandel – und der unterscheidet sich von den kontinuierlichen Veränderungen kolossal. Das erfordert einen echten Change! Die Branche denkt gerne in Maschinen, die sich von Generation zu Generation überschaubar weiterentwickeln. Im Werkzeugschleifen unterscheiden wir uns mit unserem Ansatz signifikant von der üblichen ‚Generation-zu -Generation‘-Maschinen-Entwicklung. Bei uns kauft man keine Maschine, sondern einen automatisierten Zukunftsprozess, der alle Komponenten berücksichtigt. Ausgehend vom Webshop des Kunden bis zum Versand. In dieser intelligenten Automatisierung sind bereits zukünftige Entwicklungen berücksichtigt und diese können in aller Regel ohne großen Aufwand aufgespielt werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert