Ende des 19. Jahrhunderts musste Heinrich Bieber wegen mangelnder Sehkraft seinen ursprünglichen Beruf als Schuhmacher aufgeben – und gründete daraufhin einen Betrieb, der sich zu einem erfolgreichen Unternehmen mit heute 290 Mitarbeitern entwickelte. Mittlerweile ist der hessische Stahlspezialist mit mehr als 40 eigenen Lkw unterwegs, um die stahl- und metallverarbeitende Industrie mit seinem Stahlsortiment zu beliefern. Dazu gehören u.a. Stabstahl, Röhren, Formstahl und Breitflanschträger, Flachprodukte, Qualitäts- und Edelbaustahl, Blankstahl, Edelstahl und NE-Metalle.
„Wir lagern hier 28.000 Tonnen Stahl auf 42.000m2“, berichtet Marcel Finkernagel. „Wir sind aber schon lange kein reiner Stahlhändler mehr“, betont der Leiter Verwaltung und Organisation, „unsere Stärke liegt in der Anarbeitung – also im Sägen, Bohren, Lasern im 3D-Bereich, Strahlen, Biegen und Brennschneiden.“ Da gerade beim Sägen die Nachfrage der Kunden enorm stieg, prüfte der Stahlhändler, mit welcher Technologie er hier sinnvoll erweitern kann. Ergebnis dieser Überlegungen ist ein neues Sägezentrum des Sägetechnik-Spezialisten Kasto aus Achern. Die Produkte und das Knowhow des Schwarzwälder Unternehmens sind bei Bieber + Marburg durch die langjährige Zusammenarbeit bestens bekannt. Schnell kamen die Stahlexperten mit den Kasto-Mitarbeitern ins Gespräch und ließen sich von den Vorteilen und vor allem der Geschwindigkeit des Sägezentrums in einer Simulation überzeugen. „Als wir gesehen haben, welche Möglichkeiten das System bietet, war klar, dass es die optimale Lösung für unsere Bedürfnisse ist“, blickt Finkernagel zurück.
Vollautomatisch und personenlos
Das Sägezentrum Kastocenter varioplus 4 bietet auf einer Länge von 50m, einer Breite von 7m und 9m Höhe beeindruckende Ausmaße. „Wir haben hier etwa 1.500 Fächer und Platz für Materialien bis 7m Länge und 330mm Durchmesser“, erklärt Marcel Finkernagel. Die Ein- und Auslagerung des Langguts übernimmt ein Regalbediengerät (RBG), das mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60m/min über dem Regalblock verfährt. An das Lager angebunden sind eine vollautomatische Produktionskreissäge vom Typ Kastovariospeed und eine Bandsäge Kastotec SC4, an die ein Palettenlift mit Platz für acht Europaletten angeschlossen ist. An der Kreissäge übernimmt ein Kastosort-Roboter das Behältermanagement: Acht Palettenplätze auf einem Karussell wechseln automatisch, der Roboter greift die Paletten selbstständig und bestückt sie. „Das geht auch übers Wochenende personenlos und es liegt sogar schon das passende Etikett im Behälter, sodass bis dahin kein Mitarbeiter mehr eingreifen muss“, erläutert Finkernagel.
Mehr Kapazität, weniger Rüstzeit
Die Mitarbeiter von Bieber + Marburg schätzen die Kasto-Produkte: Sie nutzen bereits vier Bandsägevollautomaten und ein Unicompact-Wabenlager des süddeutschen Familienunternehmens.
„Die bislang letzte Erweiterung im Hochregallager liegt etwa sechs Jahre zurück“, sagt Finkernagel. „Und vor zwei Jahren war klar, dass wir erneut investieren müssen, um bei den Sägezuschnitten flexibler zu werden und die Rüstzeiten zu minimieren. Wir wollten die Kapazitäten steigern, Material kurzfristig bearbeiten und den Kunden Losgröße 1 anbieten.“ Voraussetzung dafür war ein schnellerer Materialwechsel und ein geringerer manueller Aufwand. „Mit dem Kastocenter varioplus 4 konnten wir die Rüstzeit von etwa 15 bis 20min auf weniger als 2min reduzieren – vollautomatisch und bei gleichbleibender Qualität der Sägeschnitte.“
Ansprüche voll erfüllt
Das Kastocenter varioplus 4 befindet sich am Standort Gießen und sägt dort Vollmaterial in Rund-, Vierkant oder Flachabmessungen. Nach einigen Anpassungen in enger Abstimmung mit Kasto zu Beginn ist das System voll ausgereift. „Die Mitarbeiter haben wir ganz früh mit eingebunden. Sie konnten beim Aufbau und der optimalen Einrichtung des Sägezentrums mitwirken“, gibt Finkernagel weitere Einblicke. „Das hat von Anfang an für eine große Akzeptanz gesorgt.“ Da sie die Bedienungslogik der Software Kastologic bereits von den Bandsägen kennen, war der Schulungsaufwand überschaubar. Zudem lässt sich das Bedienpersonal so flexibel an jeder Anlage einsetzen.