„Wettbewerb um die beste Funktionalität“

Im Schaltanlagenbau wurde die Messtechnik bisher häufig noch als nettes Ad-on angesehen, das aber nicht unbedingt notwendig ist. Auf der Anwenderseite, zumal bei den EVU, scheint dieses Feature aber tatsächlich immer stärker nachgefragt zu sein. Teilen Sie diese Sicht?

Steinberger: Dem EVU hat früher der klassische Schleppzeiger ausgereicht, um zu ermitteln, ob es im Stromnetz irgendwelche Veränderungen gibt. Heute, wo es viele dezentrale Verbraucher und Erzeuger gibt und wir den Strom bidirektional verteilen, ist ein viel intelligenteres Netz gefragt. Dies führt dazu, dass viel mehr erfasst, analysiert und gesteuert werden muss. Da sind intelligente Auswertetools und Algorithmen gefragt, die die Rohdaten entsprechend aufbereiten. Sie haben recht: Diese Features wurden früher eher ein wenig belächelt, sie werden aber immer stärker in den Fokus rücken. Auch hier ist für uns der systemische Ansatz wichtig: Von den Messtechnik-Funktionalitäten muss die Brücke zu unseren Energieverteilungssystemen geschlagen werden.

Bereits einen Monat nach der Light+Building trifft sich die Maschinen- und Anlagenbau-Branche auf der SPS in Nürnberg. Welche Ihrer Lösungen stehen hier im Fokus?

Steinberger: Die SPS ist stark geprägt aus dem Bereich Automation & Control, also Steuerungstechnik. Hier wird noch einmal der Fokus liegen auf der erweiterten Einbindung des Crossboards in Steuer- und Schaltschränke, die Motus-Motorstarter mit C14-Technologie und Sanftanlauf oder Themen wie das ohmsche Schalten von Verbrauchern. Mit dem Omus C14 haben wir vor kurzem einen elektronischen Schalter für 1- und 3-phasige Lasten auf den Markt gebracht. Und auch in Nürnberg wird dem CrossMT, also dem Messtechnik-Adapter für das Crossboard, ein gebührender Platz eingeräumt werden.

In jüngster Zeit haben namhafte Automatisierer verstärkt Lösungen für die dezentrale, maschinennahe Steuerungstechnik auf den Markt gebracht. Spüren Sie einen gewissen Bedeutungsverlust des Schaltschrankes bei den Absatzzahlen Ihrer Produkte für dieses Segment?

Steinberger: Ich sehe die jüngst auf den Markt gebrachten dezentralen Lösungen keinesfalls als Konkurrenz für zentrale Schaltschrank-Lösungen an, sondern vielmehr als eine starke Ergänzung. Die dezentralen Verteilsysteme werden sich sehr gut in die bestehenden Hierarchien integrieren. Diejenigen werden davon profitieren, die eine konsequente Einbindung in diese Hierarchien ermöglichen. Noch einmal: Ich betrachte dies nicht als Substitution, sondern eher als Erweiterung oder gar eine Bestätigung dafür, dass man sich über einen systemischen Ansatz von der Hauptverteilung über die Unterverteilung bis hin zu dezentralen Systemen Gedanken macht.

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