MES versus IIoT – konstruierte Gegnerschaft

MES und IIoT teilen sich viele Aufgaben und profitieren voneinander. Weitere Systeme wie das für ERP ergänzen die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Produktion.
MES und IIoT teilen sich viele Aufgaben und profitieren voneinander. Weitere Systeme wie das für ERP ergänzen die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Produktion.
MES und IIoT teilen sich viele Aufgaben und profitieren voneinander. Weitere Systeme wie das für ERP ergänzen die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Produktion.
MES und IIoT teilen sich viele Aufgaben und profitieren voneinander. Weitere Systeme wie das für ERP ergänzen die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Produktion. Bild: MPDV Mikrolab GmbH

Je länger über Industrie 4.0 gesprochen wird, desto häufiger sind Aussagen wie ‚das IIoT löst das MES ab‘ oder ’nach MES kommt IIoT‘ zu hören. Solche Aussagen lassen eine disruptive Entwicklung vermuten, wie sie für die typischerweise bodenständige Fertigungsindustrie eher untypisch ist. Denn dort wird vielmehr auf bewährte Methoden und ausgereifte Technologien gesetzt, zumindest sobald es um hohe Investitionsbeträge, große Stückzahlen oder hohe Umsätze geht. Es lohnt sich demnach, genauer hinzuschauen und MES- und IIoT-Anwendungen auf den Prüfstand zu stellen. Eine Frage dabei ist schon grundsätzlich, inwieweit MES- und IIoT-Software vergleichbar ist und ob ein Ersatz des einen durch das andere überhaupt möglich ist.

Manufacturing Execution Systems wie Hydra X von MPDV erweitern die technische 
Sicht auf die Produktion um organisatorische Zusammenhänge.
Manufacturing Execution Systems wie Hydra X von MPDV erweitern die technische Sicht auf die Produktion um organisatorische Zusammenhänge.Bild: ©zapp2photo/stock.adobe.com / MPDV Mikrolab GmbH

Was leisten MES und IIoT?

Zunächst die Gemeinsamkeiten: Sowohl ein MES als auch das IIoT erfassen Daten, verarbeiten diese und geben ein Ergebnis aus. Beide Systeme laufen im Fertigungsumfeld mit dem Ziel, zu effizienterer Produktion zu verhelfen. Unterschiede bestehen darin, aus welcher Perspektive die jeweilige Anwendung arbeitet und welchen Wirkungsbereich eine Optimierung haben kann. Das IIoT erfasst in der Regel technische Echtzeitdaten wie Temperaturen, Geschwindigkeiten, Vibration, Zustandswechsel und Ähnliches. Damit bekommt das IIoT einen technischen Blick auf die aktuelle Situation einer Maschine oder Anlage. Auf Basis historischer Daten können Verläufe betrachtet und Vorhersagen getroffen werden. Diese technische Sichtweise ermöglicht Anwendungen wie Condition Monitoring und Predictive Maintenance. Mögliche Optimierungen beziehen sich auf einzelne Maschinen oder Anlagen bzw. auf einzelne Prozessschritte. Die Funktionalitäten von IIoT-Software sind eng verbunden mit den Assets wie Geräte, Maschinen und Anlagen.

Kontext der kompletten Fabrik

Ein MES hingegen bringt die erfassten technischen Daten – sowohl Daten aus dem Industrial Internet of Things als auch im MES erfasste Daten – auf einer übergeordneten Ebene in einen betriebswirtschaftlichen Kontext. Auf Basis der bekannten Auftrags- und Produktdaten entstehen Erkenntnisse. Im MES liegt nicht nur ab, dass gerade ein Teil produziert wurde, sondern auch, ob es sich um ein Gutteil oder Ausschuss handelt bzw. zu welchem Auftrag das Teil gehört und wie viele Teile noch hergestellt werden müssen, bis der Auftrag fertig ist. Außerdem erkennt das MES, warum eine Maschine steht – wegen einer Störung oder weil sie gerade für den nächsten Auftrag gerüstet wird. Auf Basis dieser Sichtweise kann man mit einem MES Herstellungsprozesse und Fertigungsbereiche ganzheitlich betrachten und optimieren. Die Funktionalitäten sind in der Regel nicht auf spezielle Geräte, Maschinen und Anlagen ausgerichtet, sondern sind Asset-übergreifend und unabhängig von Maschinenbesonderheiten. Diese Sichtweise bildet wiederum die Datenbasis für ein ERP-System und dessen Aufgaben.

Klare Grenzen ziehen

Auch zur Business-Software sollten Systemarchitekten klare Grenzen ziehen. Denn ein MES kümmert sich nicht um Geschäftsprozesse wie Einkauf, Material- und Produktionsplanung, Vertrieb oder Lagerhaltung. Diese Aufgaben sind im Enterprise Resource Planning-System (ERP) angesiedelt. Dort, wo das ERP die Herstellung eines Produkts oder mehrere Artikel erwartet, setzt eine MES-Anwendung an, um die Fertigungsprozesse detaillierter abzubilden, als es eine ERP-Software in der Regel leistet. Auch wenn sich einige ERP-Systeme um die Belange der Fertigung kümmern, lässt sich mit einem gut integrierten MES eine höhere Prozesskompetenz digital abbilden. Dafür kommuniziert die Fabriksoftware über breite Schnittstelle mit dem ERP-System.

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