Die Zukunft bei Schaltanlagen geht nur digital

Was meinen Sie damit?

Kirchhoff: Mir bereitet es Sorgen, wenn ich die fortschreitende Miniaturisierung in den Schaltern, Geräten und Baugruppen sowie die fast manische Sucht zur Kostenreduzierung bei den Herstellern sehe. Gleichzeitig sollen die Komponenten immer leistungsfähiger sein und immer mehr Funktionalitäten integrieren. Das produziert immer mehr Wärme. Und durch die Digitalisierung kommt noch weitere empfindliche Elektronik hinzu. Da ‚wandert‘ die Elektronik im Feld leider oft nach oben, wo es sowieso schon am heißesten ist. Man darf das nicht ausreizen und die Komponenten ‚abkochen‘, denn das reduziert deren Lebensdauer deutlich und macht die Gesamtkostenkalkulation einer Anlage zunichte. Während wir uns darum bemühen, weniger Wärme zu erzeugen und die Verlustenergie zu senken, sehe ich hier eine gegenläufige Entwicklung, die unsere Erfolge konterkariert.

Bild: Sedotec GmbH &Co. KG

Sie wirken aufgebracht. Das beschäftigt Sie sehr – oder?

Kirchhoff: Ja klar. Wir würden beispielsweise gerne noch mehr tun und den Kupferquerschnitt weiter erhöhen, wo es sinnvoll ist, um die Verlustleistung noch stärker zu senken. Aber wir bekommen die dann gar nicht mehr angeschlossen, weil die Leistungsschalter immer kleiner werden. Hier wünsche ich mir ein Umdenken. Mit der stärkeren Berücksichtigung von Klima- und Nachhaltigkeitsaspekten könnte das kommen, auch in den Normen. Wir sind da bereits vorgeprescht, aber wir sind ja – bildlich gesprochen – ein Schnellboot. Große Tanker schaffen solche Wendemanöver nicht so schnell.

Lassen Sie uns zurückkehren zur Energieverteilung der Zukunft. Welchen Trend sehen Sie da?

Kirchhoff: Die Betreiber wollen eigentlich gar keine Schaltanlage. Die brauchen lediglich elektrische Energie. Früher wurde eine Schaltanlage zur Energieverteilung im Keller installiert und vergessen. Die hat dann keinen mehr interessiert – im besten Fall 30 Jahre lang nicht. Das ändert sich bereits. Durch die Digitalisierung wird eine Schaltanlage ein aktives Element eines Industrie- oder Bürogebäudes. Zwar halten auch in Zukunft die Bleche 100 Jahre und der Leistungsschalter bei guter Wartung 30 Jahre. Aber die digitalen Komponenten sind nicht für solche Zyklen ausgelegt. Hier werden in kürzeren Zeiträumen regelmäßig Hard- und Software-Updates notwendig werden. Das wird die Aufgabe der Schaltanlagenbauer sein. Auch wenn sich manche lieber um Kupfer kümmern wollen, steckt hier deren Zukunft drin. Es wird einen Trend zum Retrofit geben, indem Anlagen regelmäßig aktualisiert beziehungsweise erneuert und weiter ertüchtigt werden. Zum Beispiel wenn in einem Gebäude ein neues, noch schnelleres Netzwerk installiert wird, oder sich sogar das Protokoll ändert, wird dies automatisch auch Veränderungen bei den Schaltgeräten in der Schaltanlage erforderlich machen. Da tut sich ein großes Feld für die Schaltanlagenbauer auf. Das mit dem Kupfer, das machen wir von Sedotec.

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