Die Zukunft bei Schaltanlagen geht nur digital

Sie sind schon lange Jahre in der Branche und bestens bekannt. Welche Tipps haben Sie für Ihre Mitstreiter?

Kirchhoff: Auf einen kurzen Nenner gebracht: Antizipieren Sie Veränderungen, bevor die Normen sie vorschreiben. Lassen Sie mich ein Beispiel geben. Bei Sedotec haben wir uns schon vor drei Jahren mit Steckmodulen beschäftigt, die über eine integrierte Zwangsauslösung immer lastfrei eingesetzt oder entnommen werden. Seit zwei Jahren ist unser Produkt eingeführt. Mit der Normanpassung in diesem Monat kommt die Vorschrift dafür. Darin wird formuliert sein: Herausnehmbare Teile und Einschübe müssen mit einer Einrichtung versehen sein, die sicherstellt, dass diese nur herausgenommen und/oder wiedereingesetzt werden können, nachdem der zugehörige Hauptstromkreis auf der Lastseite abgeschaltet worden ist. (DIN EN IEC 61439-2:2021-10 8.5.2.102). Da wird dann kein Aufkleber auf der Anlage ausreichen, der sagt: „Nicht unter Last herausnehmen!“

Wie beurteilen Sie diese Erweiterung der Norm?

Kirchhoff: Ich begrüße das sehr. Mich freut das außerordentlich, wenn klarer formuliert wird, was sicherheitstechnisch sinnvoll und auch realisierbar ist. Denn sehen Sie, ein Aufkleber ist schließlich keine Einrichtung, sondern mehr eine Empfehlung. Und auch wenn sie den in 20 notwendigen Sprachen formulieren würden, wer sagt denn, dass er beachtet wird? In Zukunft werden Normen hoffentlich noch stärker das fehlervermeidende japanische Poka-Yoke-Prinzip verinnerlichen – einfach auch, um Menschenleben zu schützen.

Haben Sie da ein weiteres Beispiel für uns?

Kirchhoff: Aber sicher. Die neue Norm verdeutlicht die Anforderungen für die Formen der inneren Unterteilung zum Schutz von Personen und Anlagen, indem hinzugefügt wird, dass alle Teile innerhalb des Abteils einer Funktionseinheit mit einer Form der Unterteilung größer Eins, welche bei abgeschalteter Funktionseinheit spannungsführend bleiben, mindestens mit IPXXB geschützt sein müssen (DIN EN IEC 61439-2:2021-10 8.101). Das ist natürlich in unserem Vamocon 1250 bereits beachtet worden. Dort sind die Funktionsbereiche Hauptsammelschiene, Geräte und Kabelanschlüsse entsprechend der inneren Unterteilung Form 2b bis hin zu 4b strikt getrennt. So sind unter Spannung stehende Bereiche sicher gegen direktes Berühren und Eindringen von Fremdkörpern abgedeckt. Alle nach Abschaltung spannungsführenden Teile eines Abteils sind mit IPXXB geschützt. Marktüblich ist eine Ausführung ohne innere Unterteilung nach Form 1, wo alles offen ist und mit feldhohem Kunststoff abgedeckt ist. Das sieht optisch vielleicht gut aus, ist aber bei Wartungen nicht so sicher und schon gar nicht nachhaltig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert