„Dem Leitstand ermöglichen, bei Störungen besser zu entscheiden“

Stichwort Aufmerksamkeitsspanne: Was ändert sich für die Fachleute in den Leitständen? Sitzen dort künftig Abgesandte der IT-Abteilungen, oder umgekehrt?

Nein. Grundlegendes IT-Wissen wird künftig essenzieller Bestandteil der Automatisierung werden, was in vielen Bereichen schon heute zu beobachten ist. Dennoch sollten die Leitstände nur relevante oder abstrakte Alarme erhalten. Entscheidend ist, welchen Mehrwert die Daten und Alarme liefern, um bessere Entscheidungen zu treffen. Es ist vermutlich nicht sinnvoll, dem Leitstand mitzuteilen, dass an einem Switchport X Netzwerkpakete verworfen werden. Entscheidend ist, dass am Switch an der Linie X eine Störung vorliegt. Dann kann der Leitstand entsprechend reagieren und die Kollegen informieren oder auch selbst tätig werden und den Produktionsablauf anpassen, bis die Störung beseitigt ist.

Nicht wenige Betriebstechnik-Anbieter erweitern ihr Automatisierungsportfolio wiederum in Richtung der IT-Ebene. Welche Kundengruppe wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen – und mit welchem Argument überzeugen?

Diese Annäherung an die IT ist positiv zu bewerten, da nun auch Schnittstellen zu den IT-Systemen oberhalb der Automatisierungsebene geschaffen werden. Das kann zu einer einfacheren Integration führen. Unser Vorteil ist, dass wir Hersteller-agnostisch arbeiten und versuchen, möglichst auf Standard-Protokolle zu setzen. Dadurch sind unsere Kunden in der Lage, eine ganzheitliche Sicht über IT, Netzwerk und Automatisierung zu erzeugen. Betriebstechnik-Anbieter wollen vorranging natürlich ihr eigenes Portfolio unterstützen. So müssten in einer heterogenen Umgebung, also im Brownfield, Lösungen von verschiedenen Anbietern betrieben werden, um eine übergreifende Sicht zu schaffen. Diese Situation hatten wir in der IT schon vor 20 Jahren und hier hat sich auch der Markt so weit entwickelt, dass jeder Anbieter Standard-Schnittstellen unterstützt und nur noch wenige zentrale Systeme in den Firmen existieren. Im Hinblick auf die Kundengruppen sind wir offen und unsere Software ist so einfach gestaltet, dass auch OT-Mitarbeiter diese bedienen können. Daher können wir sowohl Kunden bedienen, bei denen die IT auch für das Produktionsnetzwerk zuständig ist, als auch Firmen, bei denen sich die OT selbst um das Netzwerk kümmert. Wir werden aktuell sowohl bei kleineren Unternehmen als auch Global Playern in der Fertigung eingesetzt. Kernargumente für die Lösung PRTG in Kombination mit PRTG OPC UA Server, der Daten via OPC UA ins Leitsystem bringt, sind: Transparenz in Hinblick auf die Störungen zwischen IT und OT, zentrale Visualisierung und Alarmierung über existierende Leitstände und Alarmketten. Dies reduziert Kosten und Komplexität, sowie sichert die Verfügbarkeit von Daten, die ansonsten nicht in Leitständen verfügbar wären, von Security Scores von IDS und SIEM-Systemen bis hin zur Aktivität von Remote-Verbindungen.

Mit welchem Implementierungsaufwand müssen Unternehmen IT-seitig und OT-seitig rechnen?

Grundsätzlich ist eine Basis-Installation von PRTG inklusive PRTG OPC UA Server auf IT-Seite in weniger als drei Tagen machbar, einschließlich Erfassung aller Netzwerkkomponenten, Server, IPCs, SPS und so weiter. Natürlich kommt hier die Anlagen- und Firmengröße als Komplexitätsfaktor hinzu. Auf OT-Seite muss hier nur auf die OPC UA-Standards im Leitsystem zurückgegriffen werden und entsprechende Daten und Alarme in die Visualisierung sowie Alarmierung eingebunden werden. Das kann je nach Komplexität der Anlage innerhalb weniger Stunden oder Tage machbar sein. Zusammenfassend muss man sagen, dass eine Entscheidung für unseren Ansatz natürlich auch mit einem ROI belegbar sein muss, damit sich Unternehmen davon überzeugen lassen. Wenn ich jetzt an eine Kundenaussage aus der Stahlproduktion denke, bei dem eine Minute Stillstand bis zu 2000 Euro kosten kann, ist der ROI relativ einfach darzustellen. Wenn durch unsere Lösung eine Störung nur fünf statt 10 bis 15 Minuten dauert, weil der Fehler schnell identifiziert und gelöst werden kann, dann hat sich die Investition schnell gelohnt.

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