„Die Nähe zum Kunden sollte man nicht unterschätzen“

Christian Mehrtens, SVP Partner und Mittelstand, Mitglied der Geschäftsleitung bei SAP
Christian Mehrtens, SVP Partner und Mittelstand, Mitglied der Geschäftsleitung bei SAP

Die 2019 gegründete Open Industry 4.0 Alliance hat nach dem Ausfall der Hannover Messe 2020 ihre wohl wichtigste Präsentationsplattform verloren. Wie geht es denn mit der Initiative voran?

Mehrtens: Natürlich ist es schade, dass die Open Industrie 4.0 Alliance ihre Fortschritte nun nicht in Hannover präsentieren kann. Denn sie hat in den vergangenen Monaten einiges erreicht: Die Zahl ihrer Mitglieder hat sich innerhalb eines Jahres auf nunmehr 55 Mitglieder mehr als vervierfacht. Der Zusammenschluss vieler Unternehmen hat bereits wichtige Leitlinien für die Interoperabilität entwickelt. Momentan diskutiert die Allianz wie viele andere Organisationen und Unternehmen die Idee einer virtuellen Messe. Aber spätestens auf der SPS im November will die Open Industry 4.0 Alliance dann wieder live und vor Ort in Nürnberg ihre Fortschritte präsentieren. Sie ist auf jeden Fall auf einem guten Weg.

Der Umstieg auf SAP Hana soll aufgrund besserer Konnektivität so manche Insellösung und Workaround ersparen. Welche Rückmeldungen zu den Effekten Ihrer Hana-Versionen kommen aus der fertigenden Industrie bei Ihnen an?

Mehrtens: Unsere Kunden streichen vor allem die Echtzeitfähigkeit und schnelle Rechenleistung unserer SAP Hana Datenbank heraus. Sie ermöglicht ihnen Analysen, die sonst viel zu lange dauern würden. Mit einer In-Memory-Datenbank können sie Big Data auf ein neues Level heben. Was bei ihnen ebenfalls gut ankommt: Der direkte Zugriff und dass es keine Indices oder programmierte Aufsummierungen mehr gibt.

Ist eine Lösung für die Frage der indirekten Lizenzen in Sicht?

Mehrtens: SAP bietet Kunden seit vergangenem Jahr mehrere Optionen an, um die indirekte Nutzung, also den Zugriff von Drittsystemen auf SAP-Anwendungen, adäquat abzubilden und zu verrechnen. DSAG-Vorstand Operations/Service & Support Andreas Oczko bescheinigte unserem Unternehmen, dass es ein ‚einfaches und transparentes Modell‘ für ‚historisch gewachsene, hochkomplexe, vertragliche Vereinbarungen‘ gefunden habe. Die Lizenzbedingungen der SAP zu indirekter Nutzung und Digital Access stehen sowohl mit den urheberrechtlichen als auch mit den kartellrechtlichen Vorschriften im Einklang. Die bestehende Interoperabilität mit Angeboten von Drittanbietern wird durch die Lizenzbedingungen der SAP nicht beeinträchtigt.

Die Gretchen-Frage zum Schluss: Nach welchen Kriterien sollte ein Industrieunternehmen unterscheiden, ob es sich an SAP direkt oder einen Partner wendet?

Mehrtens: Abhängig von den jeweils individuellen Anforderungen sollten sich Industrieunternehmen anschauen, welche unserer Partner Spezialisten für ihre Branche sind oder den Geschäftsbereich abdecken, in dem sie Unterstützung brauchen. Denn diese Partner können auf Basis ihrer Expertise kundenspezifische Add-ons für unser Lösungsportfolio bauen. Generell sind unsere Partner viel näher an den Mittelstandskunden dran – auch räumlich. Die Bedeutung der geografischen und kulturellen Nähe zum Kunden sollte man nicht unterschätzen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen spielt sie eine große Rolle. (ppr)

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